Musik Jojo Mayer
ME/MACHINE

Ein improvisiertes Duett zwischen einer Maschine, die menschliches Verhalten imitiert, und einem Menschen, der die Eigenheiten einer Maschine imitiert.
Fr
01.
Mär
20h
TICKET
CHF 60 / 40 (ermässigt)

«ME/MACHINE» ist ein Abenteuer, in dem menschliche Performance und die archaische Kraft des Schlagzeugs mit modernster generativer Musiktechnologie in Echtzeit interagieren.
Jojo Mayer erforscht neue Möglichkeiten, Erzählungen und Syntax, wie Menschen mit digitaler Technologie in einer symbiotischen Weise koexistieren können. Ein künstlerischer Ansatz, um einer zunehmend unvorhersehbaren und schnell herannahenden Zukunft zu begegnen, in der es schwieriger werden könnte, sich auf vertraute Protokolle und Planung zu verlassen – und stattdessen Improvisation wichtiger wird.

Wie bei seiner Band «NERVE» war die elektronische Musik in den letzten Jahrzehnten ein zentraler Einfluss in Jojo Mayers Arbeit. Er führte die Bewegung einer ganzen Generation von Schlagzeugern an, die Maschinenrhythmen auf einem akustischen Schlagzeug nachbauten. «ME/MACHINE» ist das nächste Kapitel in dieser Liebesbeziehung.

«Die Initialzündung für «ME/MACHINE» kam während einer experimentellen Aufnahmesession mit Brian Eno kurz vor dem Ausbruch der Pandemie. Ich war beeindruckt von den Auswirkungen, die generative, algorithmische Technologien und KI auf die Zukunft der Musik und des Denkens haben werden: Wenn ich nur ein Jahr frei hätte, würde ich mich darauf einlassen. Und als dann plötzlich die Welt stillstand und das internationale Touren zum Erliegen kam, bot sich eine unerwartete Gelegenheit, mich voll und ganz auf diese neuen Tools einzulassen und eine Musikmaschine zu entwickeln, die den Eingaben meines Schlagzeugspiels folgt, sie interpretiert und verändert. Das ist mein Corona-Baby.»

«ME/MACHINE» - ein improvisiertes Duett zwischen einer Maschine, die menschliches Verhalten imitiert, und einem Menschen, der die Eigenheiten einer Maschine imitiert.

Jojo Mayer im Burgbachkeller 1974

5 Fragen an ... JOJO MAYER


Wo siehst du Inspirationsquellen und Grenzen im Bereich Künstliche Intelligenz? 

Inspirationsquelle sind der Blick in eine mögliche Zukunft und Prototyping. Was Musik anbelangt, liegen die gestalterischen Grenzen von KI derzeit in der eher ausbeutenden als explorativen Konzeption, welche die Entwicklung der KI Werkzeuge vorantreibt. Die Sprachlogik von Chat GPT lässt sich nicht ohne weiteres auf Musik übertragen, da hier vor allem Markov-Modelle zu Einsatz kommen. Eine weitere, technische Grenze ist Latenz, die das Wirkungsfeld von KI vorerst auf Produktion dokumentierter Musik beschränkt.

Auf welche Weise integrierst du KI in deine Arbeit? 

Vor allem beim Workflow der Programmierung und Kalibrierung der Interfaces meines generativen Systems. Es reagiert in Echtzeit auf den Input von meinem Schlagzeugspiel mit musikalischem Output. Dieser Output wird wiederum meine Inspirationsquelle, auf die ich mit dem Schlagzeug reagiere. So entsteht ein geschlossener Improvisations-Kreislauf. Keine Performance ist gleich wie die andere, weil das System auf Wahrscheinlichkeits-Algorithmen basiert.

Warum willst du mit KI arbeiten? 

Ich erhoffe mir, damit neue Syntax, neues Denken, und neue Freiheit zufinden. Es geht mir weniger um die Entwicklung neuer Technologie. Wichtiger ist meine eigene Erfahrung und Entwicklung im Umgang damit. Ich denke, rapide geistige Evolution wird für eine Ko-Existenz mit den auf uns zukommenden Technologien, ökologischen und sozialen Veränderungen unumgänglich sein.

Befürchtest du, dass KI irgendwann deine Position ersetzen könnte? 

Derzeit nein. KI basiert auf Interpolation. Meine Position basiert auf der Fähigkeit zu extrapolieren. Falls KI je dazu fähig wird, werden wir eine neue Ausgangslage haben. Aber das Narrativ Mensch gegen Maschine ist eine Ablenkung. Wir sollten uns mehr dem effektiven Wert einer Performance zuwenden. Egal ob sie von Menschen oder Maschinen generiert wird. Letztendlich geht es jetzt nicht darum, Jobs zu schützen, sondern Menschen.

Was wird in den nächsten 5 Jahren im Bereich Künstliche Intelligenz möglich sein? 

Mit den Wahlen in den USA antizipiere ich diese Jahr eine Hacker Attacke auf sozialen Medien a la Cambridge Analytica. Im Bereich Musik geht der generell eingeschlagene Kurs eher in Richtung von 500'000 KI-generierten Spotify-Tracks pro Tag als zu künstlerischem Neuland. Die Entwicklung von Kl hängt stark mit unseren Werten zusammen und muss im Bezug auf benötigte Regulation betrachtet werden. Ich hoffe, dass Kl positive soziale und ökologische Entwicklungen beschleunigen wird, aber zur Einschätzung über fünf Jahre fehlt mir faktisch der Einblick. Ich weiss es nicht.